Neugestaltung

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Markus Schmitz, Göttliche Vergebung, Messerschnitt und Tiefenstrahlung, 2015

Theologisches Programm

Auch wenn ganz unterschiedliche Künstler an der Gestaltung der Marienkirche mitgearbeitet haben, so liegt ihr doch ein einheitliches Bildprogramm zugrunde.

Es beginnt im Westen mit der Unbegreiflichkeit Gottes (in der Form der unbegreiflichen Dreifaltigkeit) und der Unbegreiflichkeit der Erschaffung der Welt.

Und es endet im Osten mit dem Zyklus Hoffnung auf Vollendung. Im Mittelpunkt dieses Zyklus erscheint der Auferstandene, der die Wundmale noch an sich trägt. Damit kommt die besondere Stärke des christlichen Glaubens für diesen Ort zum Ausdruck. Denn im Christentum bedeutet die Hoffnung auf Vollendung nicht, dass aus Menschen perfekte Götter werden wie in der Antike (Olympia). Vielmehr wird der Mensch mit seinen Unzulänglichkeiten vollendet und darin geheilt. Umgeben wird der Auferstandene von der Vollendung des Kosmos und von Zeugen der Auferstehung (Maria Magdalena und der ungläubige Thomas).

Der Raum zwischen diesen beiden Eckpunkten kann als „Weg des Menschen in der Zeit“ verstanden werden. Hier kommen zentrale spirituellen und theologischen Fragen der Gegenwart zum Ausdruck: Zeit, Leid, Berufung, Liebe, göttliche Vergebung, Unterscheidung der Geister, Gott im Kosmos.

Ein wesentlicher Gedanke beim Weg des Menschen durch die Zeit ist das Vertrauen auf Gott. Deswegen entstand die Idee, einen Engelsflügel in den Boden der Kirche einzulassen. Die Engel fliegen in dieser Kirche nicht über den Gläubigen, sondern der Gläubige bewegt sich auf ihnen. Es handelt sich um eine Anspielung an den Psalm 91: „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Gleichzeit gehört zum Weg des Menschen der Tod, der hier in der Kirche durch ein Kreuz symbolisiert wird.

Auf eine wichtige Funktion eines Kirchenraumes machte Pfarrer Schickel aufmerksam mit dem Hinweis, dass jede Kirche eine „Flennecke“ braucht. Deswegen wurde der ursprüngliche hintere Südausgang zugemauert, so dass eine Nische entstand. Hier findet sich eine Madonna, die zugleich an die Namensgeberin der Kirche erinnert.

Als historische Reminiszenz findet sich im Eingang der sogenannte Atzmann, der vermutlich seit der Säkularisation in Limburger Archiven weilte und nun nach zweihundert Jahren wieder in seiner Kirche aufgestellt wurde. Er ist am Eingang der Kirche positioniert, er trägt das jeweilige Tagesevangelium und eröffnet den Weg des Menschen.